Traditionsreicher Treffpunkt: Humanistenstätte "Zur "Engelsburg" nun Studentenklub

Donnerstag, 25. April 1968

Ein vielseitiges Programm erwartet in den kommenden Wochen die Studenten der Medizinischen Akademie Erfurt in ihrem neuen Studentenklub, der vor kurzem in der traditionsreichen Humanistenstätte "Zur Engelsburg" eröffnet wurde. Medizinisch-historische Vorträge, Jazzkonzerte, Literaturabende und Filmkunstveranstaltungen sind Bestandteile des festen Kulturprogramms. Nach dem Besuch einer Hauptprobe der DDR-Erstaufführung von Bruckners Schauspiel "Simson Bolivar" wollen sich die Studenten zu einem Podiumsgespräch versammeln. Die FDJ-Grundorganisation, die um den Namen "Friedrich Wolff" kämpft, bereitet einen Abend vor, der dem Schaffen dieses Schriftstellers gewidmet ist. Ferner werden Künstler der Städtischen Bühnen Erfurt zu einem Barockabend und das Max-Dolsdorf-Trio zu einer Jazzveranstaltung zu Gast sein.

Die "Engelsburg", deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, erlebte ihre Blütezeit im 16. Jahrhundert. Damals versammelte der Universitätsgelehrte und Dichter Eobanus Hessus einen Kreis bedeutender Humanisten um sich, der die kämpferisch-satirischen "Dunkelmännerbriefe" herausgab. Daran arbeitete auch Ulrich von Hutten mit.
Zum Studentenklub der Medizinischen Akademie, die die progressiven Traditionen der alten Erfurter Universität fortsetzt, gehören u.a. sechs ausgebaute Keller mit wertvollen gotischen Spitzgewölben, ein Vortragsraum mit 80 Plätzen und der historische Humanistenkeller. Beim Ausbau der Räume leisteten die Studenten bisher über 7000 Arbeitsstunden.

(Thüringer Tageblatt, 25.04.1968)